MEDOC MARATHON FRANKREICH - LAUFBERICHT
Der Medoc Marathon erhebt den Anspruch der längste Marathon der Welt zu sein. Warum? Da zusätzlich zur üblichen Marathonverpflegung wie Wasser, Obst etc. entlang der Strecke auch edelste kulinarische Produkte der Region, insbesondere Rotwein bis hin zu Austern und Champagner angeboten werden und diese Angebote von den meisten Läufern unter Missachtung ihrer sonstigen Zielzeiten begeistert genutzt werden. Es werden ca. 8.500 Startplätze vergeben. Die Nachfrage ist doppelt bis dreimal so hoch. Die Startplätze für ausländische Teilnehmer sind auf ca. 3.000 limitiert, wobei die Deutschen die größte Gruppe stellt. Die Läufe stehen jährlich unter einem wechselnden Kostümmotto. Auffallend angenehm war während des ganzen Wochenendes die absolut entspannte Stimmung der internationalen Läuferschar. Die üblichen Temperaturen liegen beim Medoc Marathon um die 25 bis 30 Grad. Es war in diesem Jahr sonnig und die Temperatur lag um die 27 Grad.
Stand September 2023
Auf der Strandpromenade von Pauilliac versammelten sich nach und nach zum Start um 9.30 Uhr die Läufer. Mindestens 90% der Läufer sind sehr phantasievoll kostümiert.
Nur normale Laufkleidung tragende Läufer wirkten in dieser Umgebung nackt.
Die Strecke führt hauptsächlich durch bis zum Horizont reichende Weinfelder, d.h., man läuft gegen Wind und Sonne ungeschützt. Der Kurs durchquert diverse kleine Dörfer. Höhepunkte sind die 23 angelaufenen Chateaus, Schlösser oder schlossartige Anwesen mit riesigen Parks, wo überall Wein zum Verkosten an die Läufer ausgeschenkt wird. Die Chateaus waren anlässlich des Marathon auf das Feinste herausgeputzt. Zusätzlich zu den Chateaus gab es 22 reguläre Verpflegungsstellen mit Wasser, Trockenobst, Glukosegetränken, Kuchen, Bratenfleisch, Schinken, Austern, Champagner, Eis, Bier etc. Da uns die Kombination Laufen und Wein nicht geheuer schien, hatten wir uns vorgenommen, die ersten 25 bis 30 km bis zu den beiden Rothschild – Chateaus „abstinent“ zu laufen und erst dann etwas Wein zu probieren. Beim dritten Chateau wurde bereits das erste Gläschen probiert und es herrschte überall auf der Strecke eine Bombenstimmung.
Trotz der besonderen Bedingungen waren im Vergleich zu einem normalen Marathon keine Ausfälle oder gar kollabierenden Läufer zu sehen. Jeder lief anscheinend ohne Zeitdruck, so wie er sich wohl fühlte. Hier zählt nicht die Bestzeit, sondern möglichst lange die Atmosphäre mit den kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen. An den zahlreichen Verpflegungsständen und Chateaus wurde das Tempo regelmäßig zwangsweise bis auf Schrittgeschwindigkeit bzw. einen kurzen Stopp reduziert und lud durch die Live-Bands zum Verweilen ein. Die gelaufenen langen Zeiten bei dem Medoc-Marathon könnten den Eindruck erwecken, dieser sei ein „geschenkter“ oder kein „richtiger“ Marathon. Aber 42,195 km sind auch hier 42,195 km. Medoc ist sicherlich anders. Gerade deswegen ist es durchaus eine läuferische Herausforderung, denn die Sonne brennt vom Himmel und man findet fast die gesamte Distanz zwischen den Weinfeldern keinen Schatten. Dankbar ist man daher über einige Duschen aus Schläuchen, um ein wenig Abkühlung und Erfrischung zu finden. Die wellige Strecke führt zu ca. 50 % über nicht asphaltierte Wege, staubige Schotterpisten in den Weinbergen und Kieswege in den Schlossgärten.
Der Kurs wird allgemein auch von erfahrenen Läufern als nicht ganz einfach zu laufen eingestuft und wir schätzen ihn bei einem freien Lauf ohne die vielen Stopps um ca. 20 bis 25 Minuten länger ein.
Der Zieleinlauf erfolgte dann begleitet von Anfeuerungsrufen der Zuschauer über einen langen roten Teppich. Für die Finisher gab es hier eine Medaille, eine Weinkaraffe, eine gute Flasche Rotwein und für die Damen zusätzlich charmant noch eine Rose.
Die Versorgung nach dem Lauf war absolut spitze. In einem Festzelt mit Live Band wurden Pasteten- und Marmeladenbrote, Kuchen, salziges Gebäck, Trockenobst, Joghurt, Bier, Wein und Pfefferminzbowle gereicht.
Am nächsten Tag trafen wir auf einer After-Marathon 10-Km-Wanderung Läufer vom TUS Hohnstorf. Manchmal trifft man sich eher in Frankreich als in Lüneburg.