NEW YORK MARATHON - LAUF IN NEW YORK


Es war mein dritter Lauf in New York und diesmal lief ich mit meiner Lauffreundin Diana Ploennigs aus Lüneburg. Die Zeit vor dem Lauf verging wieder wie im Flug und am Sonntagmorgen wurden wir mit Bussen gegen 6.00 Uhr zum Startgelände an der Verrazano-Brücke gefahren. Die Sonne lugt zögerlich über den Wolkenkratzern hervor. In unserem Bus sitzen ungefähr 40 Läuferinnen und Läufer aus unserer Gruppe. Wir sind unterwegs an den Start zu einem traumhaften, aber auch anstrengenden Lauf durch die fünf Stadtteile New Yorks.

Wir nähern uns Fort Wadsworth, einem Stützpunkt der US-Armee in Staten Island, New York. Es gleicht einem riesigen Heerlager. Ungefähr 40.000 Sportler wuseln auf riesigen Wiesen querfeldein, besorgen sich Getränke, wärmen sich auf oder stehen. Hier müssen wir drei Stunden auf den Start warten, da die Brücke selbst immer ab 7.00 Uhr morgens gesperrt wird. Um die Wartezeit auf den Start zu verkürzen, sorgt eine Band aus New York am Rande des Geländes für Festival-Stimmung. Die Sonne schimmert durch eine Anzahl von Bäumen auf das "Wartegelände" und sorgt an diesem Novembermorgen für den Hauch einer Wohlfühltemperatur. Die Läufer warten in drei farbig gekennzeichneten Wartezonen auf den Start um 10.00 Uhr in New-York. Die Stars sind allerdings längst unterwegs, als das Gros der Läufer zur riesigen Verrazano Narrows Bridge über die New York Bay geführt wird. Über der Brücke kreisen Hubschrauber. Das große Feld der Läufer bewegt sich zum Start. Viele Kleidungsstücke liegen mitten auf der Straße und es gleicht am Anfang eher einem Hindernissgehen. Selbst am Start müssen auf den ersten 300 Metern Kleiderhindernisse überwunden werden. Also jetzt bloß nicht stolpern.

Nach dem ersten Anstieg, bedingt durch die Form der Brücke, zieht sich im Stadtteil Brooklyn das Feld auch nach drei Meilen und trotz enorm breiter Straße kaum auseinander. Gesäumt wird die Strecke nach der Brücke von hunderttausenden enthusiastisch anfeuernden Marathon Fans links und rechts. "Go ahead", "That's your race", "You make a great job" ("Los, weiter!", "Es ist dein Rennen", "Du machst es großartig") schrillen viele Stimmen ins Teilnehmerfeld. Immer wieder tauchen Musikbands am Straßenrand auf, tönen Rapper, Chöre, Blues-, Rock- oder Countrybands ihre Musik in voller Lautstärke auf die Strecke. Der Lauf gleicht in Brooklyn und auch in Queens - in den Stadtteilen New Yorks mit überwiegend schwarzer Bevölkerung - eher einem Straßenfestival als körperlicher Höchstanstrengung.

Etwa bei Meile acht dann ein kleines Raunen in der Menge der Läufer. Die imposante Silhouette Manhattans ist für die Läufer erstmals zu sehen. Das Ziel im Herzen der Stadt New York scheint greifbar nahe, aber ist noch gut 18 Meilen oder umgerechnet 30 Kilometer entfernt. Die ersten "Marathonies" genießen im Gehen die herzliche Atmosphäre. Schütteln Hände, beantworten bereitwillig die Fragen nach der eigenen Herkunft. Der Lauf wird dadurch für viele Läufer zum Slalom und auch das kostet Kraft. Kurz vor dem Anstieg zur Queensboro Bridge bei Meile 16 wird die Straße ganz schmal. Polizisten versuchen, die Zuschauer für die Läuferscharen zurückzudrängen. Hände strecken sich den Läufern entgegen, Schulterklopfen: Manhattan ist erreicht. Ein Drittel der Teilnehmer geht auf dieser Brücke und auch wir legen einige abschnite schnell gehend zurück. Absolute Stille unter den Läufern erinnert hier eher an ein Begräbnis, als an die Teilnahme eines Ultralaufes. Hier könnte man eine Stecknadel fallen hören. Die Brücke zieht sich endlos bergauf und verlangt einiges an Muskelarbeit. Endlich bergab! Das Gebrabbel der Läufer ertönt wieder in einem euphorischen, mehrsprachigen Getöse. Jetzt geht es die 1st Avenue in NYC hinauf. Vier Meilen geradeaus, einen stetigen, leichten Anstieg hinauf - dem Stadtteil Bronx entgegen. Tausende Beine im Blickfeld, kein Ende in Sicht.

Die letzte Brückenanstiege stecken uns mittlerweile in den Beinen und wir fragen uns nach dem Sinn dieser Tortur. Irgendwann ist jeder Läufer allein mit sich, seinem Rhythmus, der Straße und dem Marathon - mitten in der Millionenstadt New York mit ihren Wolkenkratzern und inmitten von 40 000 Mitläufern.

Zwei Brücken später geht es endlich gen Süden dem Central Park entgegen. Die braunen und ockerfarbenen Sandstein-Häuserfronten East-Harlems tauchen auf. Mit weit mehr als 30 Kilometern in den Beinen nimmt das Auge solche Details aber eher beiläufig wahr.

An den Wasserstationen türmen sich Becher und Schwämme. Auf Höhe des Central Parks, zwei Meilen vor dem Ziel, häufen sich die körperlichen Ausfälle. Zahlreiche Sanitäter sind im Einsatz, rasche Hilfe ist am Ort, wenn Beine oder Kreislauf schlapp machen. Das bunte Marathon-Strassenfest hat sich in ein Durchhalterennen verwandelt. Bei den giftigen Anstiegen in New Yorks grüner Lunge kurz vor dem Ziel kämpfen viele Läufer mit den letzten Kilometern.

Der Central Park South ist mit vielen Zuschauern gefüllt. Auf mehreren Ebenen haben sich viele tausend Menschen vor der imponierenden Wolkenkratzer-Kulisse des Nobelviertels positioniert und begleiten lautstark die ankommenden Läuferinnen und Läufer auf den letzten Metern.


Endlich angekommen machen wir noch ein paar Fotos im Zielbereich und reihen uns in die kilometerlange Schlange der in Silberfolien gehüllten Läufer. Es ist schon ein imposanter Anblick. Der Lauf war absolut klasse organisiert. Den Treffpunkt mit den Angehörigen esten in das Standorthotel verlegen.

Ein Dankeschön an den Reiseveranstalter DER TOUR in Frankfurt. Es hat wieder alles prima geklappt!



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